Geteiltes Leid ist doppeltes Leid

Ein immer wieder gerne verwendeter Spruch: „Geteiltes Leid, ist halbes Leid“.

  • Dieser Annahme folgend erzählt dann ein Mensch seinem guten Freund von seiner Krankheit.
  • Dieser Freund empfindet Mitleid und bedauert ihn wegen dessen Krankheit. Er macht sich Sorgen um ihn. Und vieles andere mehr.

Geht es deswegen dem einen Menschen besser?

Eher nicht. Er ist immer noch krank und gesünder wird er auch nicht, weil er es seinem guten Freund erzählt hat.

Dafür geht es seinem guten Freund emotional schlechter.

Das Leid des Einen ist zum Leid des Anderen geworden.

Wir können sagen: Das Leid war ansteckend.

Sollte ein Mensch also mit seinen Lieben alles Leid teilen?

Wenn er sie liebt wohl eher nicht.

Ist es gegenüber den Menschen, die man liebt nicht wesentlich fairer, wenn wir nicht all das teilen und damit verteilen, an dem sie sowieso nichts ändern können?

Müssen wir sie wirklich mit allem belasten, was uns belastet?

Oder schaden wir den Menschen, mit denen wir unser Leid teilen, weil wir sie zum Teil unseres eigenen Leidens machen?

Geteiltes Leid