Agile Methode: Priorisierung nach dem Return of Investments (ROI)
Der Return of Investment ist ein klassisches Instrumentarium der Investitionsrechnung. In seiner einfachsten Form wird er in der folgenden Form berechnet:
Hier wird eine rein ökonomische Betrachtung zugrunde gelegt. Zunächst erscheint dieses Vorgehen recht einfach, weil Gewinn und investiertes Kapital objektiv leicht messbar sind. Bei der Priorisierung reden wir aber immer von erwartetem zukünftigen Gewinn und erwartetem zukünftig zu investierendem Kapital. Zukünftige monetäre Werte zu schätzen ist allerdings nicht nur sehr aufwendig, sondern auch von großen Unsicherheiten geprägt.
Eine am Nutzen des Auftraggebers oder des Nutzers oder anderer Stakeholder orientierte Perspektive des ROI errechnet sich nach der folgenden Formel:
Die Berechnung des ROI aus diesen Variablen ist allerdings noch schwierige, weil sowohl Nutzen, als auch Aufwand keine skalierbaren Dimensionen haben und häufig in verschiedenen Einheiten gemessen werden. Der Aufwand einer Funktionalität kann z.B. in den Personenstunden gemessen werden, die für seine Erstellung aufgewendet werden. Wenn keine Äpfel durch Birnen geteilt werden sollen, müsste der Nutzen auch in Personenstunden angegeben werden. Das ist aber nur in wenigen Fällen sinnvoll.
Behalten wir auch in Erinnerung, dass hier alle z.B. User Stories nach dem gleichen Kriterium priorisiert werden soll, dann wir muss die gleiche Skalierung für Nutzen und Aufwand in allen Userstories gleich sein. Das wird jedoch nur in wenigen Fällen möglich sein.
Außerdem sollten wir auch berücksichtigen, dass einer der Vorteile der bei der Verwendung von agilen Methoden darin besteht, dass mit einer Leistungsentwicklung ohne umfangreiche und lang dauernde Vorbereitungen begonnen werden kann. Wenn zur Priorisierung jeder einzelnen User Story umfangreiche Schätzungen und damit verbunden Planungsvorgänge verbunden sind, bevor klare Prioritäten festgelegt werden können, geht einer der Hauptvorteil des agilen Vorgehens bereits verloren, bevor das erste Inkrement entwickelt wird. Das leichtgewichtige agile wird zu einem schwergewichtigen analytischen Verfahren.
Aus kaufmännischer Sicht ist eine solche Form der RIO Berechnung eher minderwertig. Der Return of Investment wird hie meistens über mehre Perioden betrachtet, wobei erwarteter Gewinn in der Zukunft auf einen Gegenwartswert abgezinst wird. Eine Anwendbarkeit in der Priorisierung ist hier natürlich auch gegeben. Die oben bereits genannten Probleme vergrößern sich damit aber zusätzlich um die Prognose der zukünftigen Zinssätze.
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