Agile Methode: Timebox (Sprint)
Eine Timebox ist eine festgelegte Dauer, in der etwas getan wird. Abgeleitet aus Scrum wird hierfür häufig der Begriff "Sprint" verwendet.
Eine Timebox darf in ihrer Länge nicht verändert werden. Verändert werden darf aber die Zahl der Tasks, Story Point, Inkremente, etc. die innerhalb der Timebox abgearbeitet werden sollen, soweit das Team nicht in der Lage ist, die Arbeit zu schaffen. Das ist dann ein Indikator dafür, dass das Team sich verschätzt hat und nicht in der Lage ist, die gesteckten Ziele zu erreichen.
Innerhalb eines Sprint muss mindestens ein Inkrement - also ein Stück Leistung, das selbständig einen Wert darstellt, geschaffen werden.
Meistens wird die Zahl der Timeboxes zu Beginn der Leistungsentwicklung festgelegt. Es ist sinnvoll, dass Timeboxes immer die gleiche Länge haben. Innerhalb einer Timebox sollten:
- keine das Ziel beeinflussenden Veränderungen vorgenommen werden.
- die Mitarbeiter im Team nicht verändert werden.
Welche Vorteile hat das Arbeiten mit Timeboxing?
WIP-Limit festlegen
Für eine Timebox wird die Work in Process (WIP) festgelegt. Dabei ist die WIP die Menge an Arbeit, die innerhalb einer Timebox angefangen wurde, aber noch nicht fertig gestellt. Das Entwicklerteam wählt nur die Arbeiten für eine Timebox aus, die er glaubt innerhalb dieser Timebox fertigstellen zu können.
Priorisierung erzwingen
Da nur ein Teil der Arbeit in einer Timebox erarbeitet werden kann, wird für die Timebox nur die Arbeit ausgewählt, die einen Wert schafft.
Fortschritt erkennbar machen.
Innerhalb einer Timebox muss mindestens ein wichtiger Teil der zu erstellenden Leistung fertig sein. Dadurch, dass innerhalb einer recht kurzen Timebox ein Teil der Arbeit an der Gesamtleistung fertig sein muss, wird ein Arbeistfortschritt erkennbar. Auch wenn große Funktionalitäten nicht innerhalb einer Timebox fertig gestellt werden können, werden diese Funktionalitäten so aufgeteilt, dass Teilfunktionalitäten fertig sind. So wird der Gesamtfortschritt der Funktionalitäten sichtbar.
Unnötigen Perfektionismus verhindern
Es gibt immer wieder Ergebnisse, die wir versuchen möglichst perfekt zu machen und die wir darum nicht fertig bekommen. Das Timebxing zwingt dazu "zu einem Ende zu kommen", da ein fester Zeitpunkt bestimmt ist, zu dem wir das Ergebnis, dass "gut genug" ist, als Lösung abgeben müssen.
Zur Fertigstellung motivieren
Wenn Menschen den Endzeitpunkt kennen und diese in einer nicht so großen Ferne liegt, dann sind sie motiviert an der Fertigstellung zu arbeiten. Ein bekannter Endtermin macht auch nicht so beliebte Arbeiten dringend.
Verbesserung der Prognose
Durch das WIP-Limit der einzelnen Timeboxen und die Erfahrung mit diesem WIP-Limit über mehrere Timeboxen lässt sich leichter vorhersagen, was innerhalb von z.B. einem Jahr noch fertig werden wird.
Schnelles Feedback
Wenn die Ergebnisse eines Sprints am Ende des Sprints begutachtet und die Arbeitsweise innerhalb des Sprints überprüft wird, erhält das Team schnell ein Feedback und kann sein Verhalten entsprechend ändern, bzw. in einem späteren Sprint nachbessern.
Begrenzte Fehler / Begrenztes Risiko
Wenn die Ergebnisse jedes Sprints überprüft und bewertet werden, kann im schlimmsten Fall die Arbeit eines Sprints verloren sein. Das begrenzt das Risiko für den Auftraggeber auf die Leistungen eines Sprints.
Konstante Begeisterung
Kurze Sprints helfen die Begeisterung der Leistungsersteller aufrecht zu erhalten. Die meisten Gruppen verlieren die Begeisterung für eine Aufgabe, wenn die "Belohnung", bzw. Anerkennung für die erbrachte Leistung in weiter Ferne liegt. Durch die Anerkennung, die das regelmäßige Review der innerhalb eines Sprints geleisteten Arbeit, bleibt die Begeisterung für die Aufgabe bestehen.
Arten von Timeboxes
Umsetzungs Timebox (Umsetzungs Sprint)
In einer Umsetzungs Timebox werden die Tasks zur Leistungserstellung abgearbeitet. Diese Art der Timeboxes sind der "Normalfall". In Scrum gibt es nur diese Form der Timebox.
Innovations-Timebox und Planungs-Timebox (IP-Sprints)
werden auch als Innovations- und Planungs-Sprints bezeichnet. Insbesondere in dem Scaled Agile Framework (SAFe) wir die Nutzung dieser Timeboxes empfohlen. IP-Sprints sollen dem Umsetzungsteam Gelegenheit geben Aufgaben abzuarbeiten, die sich nur schwer in die "normalen Sprints" integrieren lassen.
Außer zur Planung können sie auch für folgende Aufgaben genutzt werden:
- Etappen Ergebnisse: Um die Länge der Sprints gleich zu halten, können Etappenergebnisse, die aus den Ergebnissen mehrerer parallel arbeitender Team bestehen, die nach einer Etappe zusammen gefügt werden, in einem IP-Sprint bearbeitet werden. Hier könnten dann folgende Aufgaben durchgeführt werden: Etappen-Review, Etappen Retrospektive und Etappen Planung.
- Fortbildungsmaßnahmen: In einer normalen Timebox kann das Team nur schwer auf einzelne Mitglieder verzichten. Aus- und Weiterbildung ist aber eine Notwendigkeit, wenn sich das Team weiter entwickeln soll. Ein IP-Timebox bietet hier eine gute Möglichkeit, diese Weiterbildungsmaßnahmen zu ermöglichen, ohne den Teamflow in einem normalen Sprint negativ zu beeinflussen.
- Innovation: Ein IP-Sprint bietet den Raum für Innovationstage, in denen die Teammitglieder andere Projekte einbringen können, die das ganze Projekt weiterbringen.
- Infrastruktur: Es können neue Basistechnologien implementiert werden oder Restrukturierungsaufgaben durchgeführt werden.
Härtungssprints gegen technische Schulden
Diese Timeboxes dienen dazu Qualitätsmängel, die sich in den vorherigen Sprints eingeschlichen haben, zu beseitigen. Im Idealfall sind solche Härtungssprints bei einer agilen Leistungserstellung nicht notwendig, da die Qualitätssicherung innerhalb des Leistungserstellungsprozess stattfinden soll. Wenn die Definition of Done jedoch nicht ideal ist oder nicht vollständig erfüllt wurde, können solche Härtungstimeboxes notwendig sein, bevor sich zu viele technische Schulden aufhäufen.
Inhalte einer Timebox
Eine Timebox ist zunächst einmal ein Zeitraum, in dem etwas passiert, dessen Anfangs- und Endzeitpunkte festgelegt werden. Sie ist also von einer festen Dauer.
Bei Scrum wird innerhalb einer Timebox:
- Der Sprint geplant (Sprint Planing),
- Inkremente erstellt,
- Inkremente von den Stakeholdern überprüft (Sprint Review),
- Die Leistung des Teams und die Arbeitsprozesse verbessert (Sprint Retrospektive).
Bei anderen Agilen Methoden findet die Planung für die Timebox zeitlich vor der Timebox statt. Auch Review und Retrospective können außerhalb der Timebox, zeitlich später stattfinden.
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